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Geschichte

Zur Geschichte der Chinesischen Medizin

Die Chinesische Medizin ist ein Verfahren, was sich über mindestens 3000 Jahre entwickelt hat (seit der Shang Dynastie gibt es erhaltene Nachweise beispielsweise des Systems der Stämme und Zweige, also aus der Zeit von 1600-1045 vor unserer Zeitrechnung. Die prähistorische Phase reicht wohl etwa 7000-8000 Jahre zurück). Wenn es auch an sich die eine chinesische Medizin nicht gibt, sondern verschiedene Strömungen, die heute unter diesem Begriff zusammengefasst werden, so ist doch die Entstehung der gemeinsamen medizinischen Grundlagen historisch gesehen etwas besonderes.

Die relative politische und kulturelle Identität Chinas über mehrere tausend Jahre und dies mit einer Kontinuität in Sprache, Literatur und Medizin ist eine faszinierende und starke Grundlage für das, was wir heute unter Chinesischer Medizin verstehen.

TCM

Der Begriff Traditionelle Chinesische Medizin ist noch relativ jung und wurde von Mao Tse Tung geprägt. Mit ihm wurde die ursprüngliche Chinesische Medizin weitestgehend pragmatisch abgeflacht, um zum einen für eine breite Masse von Behandlern leichter zugänglich zu sein und zum anderen- von unliebsamen religiösen und philosophischen Elementen befreit- auf Kurs gebracht.

Allerdings versuchte China hier einen eigenen Weg zu gehen, eben auch in der Medizin, mit moderner Schulmedizin und einer dem modernen wissenschaftlichem Denken etwas angepassten Traditionellen Chinesischer Medizin nebeneinander. Dies führte zum Verdrängen gerade der ganzheitlichen Ansätze der Chinesischen Medizin, zum anderen aber auch dazu, dass die Chinesische Medizin in breitem Maßstab in einem riesigen Land wie China mit Hunderten von Millionen Einwohnern weiter praktiziert wurde, sowohl als Krankenhaus-Medizin, wie auch ambulant.

Schamanismus

Lassen Sie mich kurz einige Etappen der Entstehungsgeschichte der Chinesischen Medizin skizzieren: Ganz am Anfang stand wohl der Schamanismus, insbesondere die Vorstellung, dass wir Menschen zwei gundlegende Seelenanteile haben, nämlich den „Po“-Anteil, der an den Körper gebunden ist und welcher mit dem Körper zurück zur Erde kehren soll und zum anderen den „Hun“-Anteil, der im Tod den Körper verlässt und zum Himmel aufsteigt. Findet der erste Teil „Po“ keine Ruhe, kann er ruhelos umherschweifen und andere Menschen befallen und krankmachen.

Aus dieser Vorstellung entwickelte man Rituale, um zum einen die „Pos“ zur Ruhe finden zu lassen, und Menschen, die von umherstreunenden „Pos“ befallen waren von ihnen zu befreien, zum anderen den „Hun“-Anteilen beim Aufsteigen zu helfen. Genauso verliert sich das Konzept von Yin und Yang in den Ursprüngen der Chinesischen Kultur und ist aus keinem folgenden Ideensystem wegzudenken. Das erste mal erwähnt wird es im Yi Jing, dem Buch der Wandlungen, einem der frühesten und grundlegensten philosophischen Texte Chinas.

Daoismus und Konfuzianismus

  • Zur Zeit der Streitenden Reiche (ca.5.-3.Jhdt.v.u.Z.) wurden entscheidende Modelle zusammengefasst und schriftlich niedergelegt, wie das der 5 Wandlungsphasen und die grundlegenden Vorstellungen einer energetischen Physiologie.

    Einfluss hierauf hatten insbesondere der Daoismus und Konfuzianismus seit ca. dem 6. Jhd. v.u.Z., sowie die frühe I Ging Kultur der Zhou Dynastie (das I Ging ist das älteste Buch der Chinesischen Kultur, in der grundlegenden Form stammt es aus der frühen Zhou Dynastie, welche insgesamt von 1045-221 v.u.Z. verlief).

  • Der Daoismus (so Lao Tse in seinem Buch „Dao De Jing“) beschäftigt sich mit der ursprünglichen alles umfassenden Kraft Dao und ihrem naturgemäßem Erscheinen und Wirken in den natürlichen Abläufen der Natur. Der Mensch sollte die Grundmuster des sich ständig vollziehenden Wandels in allen Lebensprozessen kennen und –ohne willentlich einzugreifen („Wu Wei“)- harmonisch diesen Wandel mitvollziehen.

    Die Daoisten beobachteten sehr genau das Wirken der Elemente und den Wandel der Natur, z.B. in den Jahreszeiten und wie der Mensch mit ihnen energetischen verbunden ist.

  • Der Konfuzianismus beinhaltet insbesondere Vorstellungen über eine übergeordnete Gesellschaftsstruktur und die Einbettung des Menschen darin. Hier sieht man besonders gut, wie eng die Gesellschaft Chinas und sein Medizinisches System sich Hand in Hand entwickelten und veränderten. So wurden nun für die energetischen Prozesse im Menschen neue Begrifflichkeiten und Erklärungen analog des allem übergeordneten konfuzianistischen Familien- und Staatensystems gefunden.

    Einem westlichen Betrachter mag dies willkürlich erscheinen und Anlass zum Zweifel an der Stichhaltigkeit der Medizinischen Betrachtungen bieten. Aus der Sicht der Chinesischen Kultur ist es selbstverständlich, dass es kosmische Gesetzmäßigkeiten gibt, die sich dann auf allen Ebenen, also in der Medizin, dem Staat bzw. im menschlichen Zusammenleben wiederfinden.

Hauptwerke

Als medizinische Hauptwerke haben wir zum einen das grundlegendste Werk „den Klassiker der Inneren Medizin des Gelben Kaisers“ Huang Di Nei Jing ca. aus dem 3. Jahrhundert vor Christus. Man vermutet hier ein Autorenkolleg, was das bis dato hauptsächlich mündlich überlieferte medizinische Wissen zusammenfasste und zu einem schlüssigen System zusammenfasste.

In diesem Buch stellt der Gelbe Kaiser (soll von 2696-2598 v.u.Z. gelebt haben, was jedoch nicht belegt ist) seinem Leibarzt Qi Bo gelehrte Fragen über alle grundlegenden Aspekte der Chinesischen Medizin, wie sie bis heute gelehrt und praktiziert werden. Dieses Buch gibt es für jeden an der Chinesischen Medizin Interessierten als gut und flüssig lesbare deutsche Übersetzung.

Als Klassiker anerkannte Lehrbücher enthalten immer das wort „Jing“ im Namen, so auch das Huang Di Nei Jing Su Wen (ähnlich einem Sutra des buddhistischen Lehrkanons). Dies weist darauf hin, daß es sich um in der Breite der Chinesischen Medizintradition anerkannte Grundlagenschriften handelt . Das System der Stämme und Zweige (Tian Gan Di Zhi), wie ich es anwende bezieht sich dabei besonders auf die Kapitel 67 bis 74. Ganz allgemein, aber besonders in den wichtigen Kapiteln, wurden allerdings Inhalte nur durch beispielhafte Erscheinungen in der Natur erklärt. Die inhaltliche Ausarbeitung der Bedeutung dieser Kapitel in allen angesprochenen Analogien ist nur mit einem Qualifiziertem Lehrer möglich.

Für Kollegen sei noch erwähnt, daß auch später verfasste Klassiker, z.B. der östlichen Han-Dynastie wie das Shang Han Lun von Zhang Zhong Jing (basierend auf dem Yi Yin Tangye Jing aus der früheren westlichen Han) auf den Kapiteln 67 bis 74 des Huang Di Nei Jing Su Wen aufbauen (siehe Bemerkungen zu den chronologischen Abläufen von Erkrankungen)- auch hier ohne umfangreiche schriftliche Erklärungen zu den Theorien der Stämme und Zweige.

Literatur

Alle folgenden Bücher sind dann vertiefende Ausarbeitungen zu den verschieden Fachgebieten der Chinesischen Medizin wie zum Beispiel das Mai Jing von ca. 250 n.Christus oder das Bin Hu Mai Xue von 1564 n.Chr. zur Pulsdiagnose oder eben das oben erwähnte Shang Han Lun, einer energetischen Pathophysiologie der Kälte bedingten Krankheiten (Infektionskrankheiten).

Hier kommt der Chinesischen Medizin auch die ungeheure Ausdehnung des Chinesischen Reiches zu gute, die unterschiedlichste Klimazonen und Lebensbedingungen mit ihren wechselnden medizinischen Herausforderungen beinhaltete! Die Beeinflussung der gesellschaftlichen Entwicklung auf die Medizin zieht sich weiter fort, so führt z.B. die Herausragende Stellung der Gesundheit des Kaisers zur Entwicklung einer höchst effektiven und differenzierten Gynäkologie.

TCM in China und weltweit heute

In China existiert die TCM und die Schulmedizin nebeneinander. Es gibt das Konzept der drei parallelen Systeme, also Schulmedizin, eigenständige Chinesische Medizin und integrierte Chinesische Medizin. Es gibt ca. 30 TCM Universitäten und Hochschulen, die auch in einem regen internationalem Austausch über die jeweiligen Akupunkturgesellschaften stehen.

So wird in Berlin z.B. das Ausbildungscurriculum der Schule der Agtcm eng mit der Partneruniversität mit integriertem Lehrkrankenhaus in Chengdu, Provinz Sichuan abgestimmte. Es gibt einen regen Dozentenaustausch, Studienreisen etc..

Allerdings sind die Akademischen Titel in China nicht so streng überwacht wie in Europa, so dass sie nicht jedem, der sich hier Doktor der Chinesischen Medizin nennt, eine fundierte Ausbildung unterstellen können. Ebenso führt der Erfolg der Chinesischen Medizin im Westen zu einer zunehmenden Kommerzialisierung derselben, wobei häufig die Ganzheitlichkeit derselben verloren geht. Viele Fachverbände streben einen Berufsstand „TCM-Therapeut“ an, welcher in Umfang und Qualität, sowie Akzeptanz im Versicherungssystem dem Arzt gleichgestellt ist. Dies ist in den angelsächsischen Staaten z.B. in der USA als „Licensed Acupuncturist/ Doctor of TCM“ teilweise schon der Fall. Inwieweit sich hier die Vielfalt und Philosophische Grundprägung der Chinesischen Medizin erhalten läßt, bleibt spannend.

Praxiszeiten

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Für ein Vorgespräch oder einen Behandlungstermin erreichen Sie mich Montags bis Freitags von 8 bis 18 Uhr unter Telefon: 030 / 280 47 700


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